Schmerz gehört zu den häufigsten Gründen für medizinische Behandlungen und kann das körperliche und psychische Wohlbefinden erheblich einschränken. Gerade Menschen mit chronischen Schmerzen ziehen sich häufig aus ihrem Alltag zurück; Aktivitäten verlieren an Bedeutung, soziale Kontakte nehmen ab. Gleichzeitig spielen psychologische und soziale Faktoren eine wichtige Rolle für die Schmerzbewältigung.
„Schmerzen entstehen häufig durch ein Zusammenspiel körperlicher, psychischer und sozialer Faktoren“, erklärt Professor Dr. Peter Osswald, Ärztlicher Leiter des Zentrums für Schmerztherapie. „Am ‚Eli‘ arbeiten wir interdisziplinär und nutzen die Kompetenzen verschiedener Fachabteilungen. Unser Programm umfasst in der Regel eine zweiwöchige ganztägige Betreuung, in der medizinische, psycho- und physiotherapeutische Maßnahmen kombiniert werden. Ergänzt wird die Therapie durch edukative Elemente, Entspannungsverfahren, Einzelgespräche sowie kreative Ansätze wie Kunst-, Tanz- oder Musiktherapie, alternative Verfahren und gezielte körperliche Aktivität zur Förderung von Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit. Mit dem Einsatz des Therapiehundes erweitern wir dieses Angebot um einen zusätzlichen Baustein.“
Das Zentrum für Schmerztherapie setzt mit Sia einen speziell ausgebildeten Therapiehund ein, der Patientinnen und Patienten dabei unterstützt, chronische Schmerzen zu reduzieren und leichter Zugang zu therapeutischen Übungen zu finden. Studien zeigen, dass Hunde als „Schmerzhelfer“ wirksam sein können: Ihre Anwesenheit beeinflusst sowohl die Wahrnehmung von Schmerz als auch das Schmerzverhalten positiv. Über biobehaviorale Mechanismen, etwa durch die Beruhigung des autonomen Nervensystems, die Ausschüttung von Oxytocin und die Reduktion von Stresshormonen, kann die subjektive Schmerzwahrnehmung sinken und die Belastbarkeit steigen. Viele Betroffene berichten zudem, dass der Hund Ablenkung von dauerhaften Schmerzgedanken ermöglicht und Grübelkreisläufe unterbricht
„Chronische Schmerzen gehen häufig mit einer Verhaltensänderung einher“, so Monika Bánhidi-Kitzmantel, psychotherapeutische Leitung im Zentrum für Schmerztherapie. „Die Interaktion mit einem Therapiehund kann nicht nur emotional entlasten. Wir erleben häufig, dass Sia Patientinnen und Patienten zu Bewegungen motiviert, die sie zuvor aufgrund ihrer Schmerzen gemieden oder nicht mehr ausgeführt haben. Die Interaktion mit dem Therapiehund unterstützt die körperliche Aktivierung und fördert die Wiedererlangung funktioneller Fähigkeiten. Auch therapeutische Übungen werden dadurch häufiger angenommen. Der Hund ist kein „Wundermittel“, aber er schafft einen Rahmen, der weitere Behandlungsschritte erleichtert.“ Gerade bei langanhaltenden Schmerzen, die oft mit Angst vor Bewegung („Fear Avoidance“) verbunden sind, hilft der Hund, Sicherheit zu vermitteln: Übungen wirken weniger bedrohlich, die Hemmschwelle sinkt, und die Patienten erleben Bewegung wieder als kontrollierbar und sinnvoll.
Auch das emotionale Erleben spielt eine wichtige Rolle. Ein Therapiehund kann Nähe, Sicherheit und Vertrauen vermitteln und so den therapeutischen Prozess unterstützen. Dr. Sabine Beck, Fachkraft für tiergestützte Dienstleistungen, betont: „Therapiehunde können in der Schmerztherapie wertvolle Impulse setzen. Entscheidend ist die fachkundige Anleitung, damit die Intervention gezielt und verantwortungsvoll eingesetzt wird.“ Viele Patientinnen und Patienten würden durch die Begegnung mit dem Therapiehund Erinnerungen an eigene Tiere aktivieren. Ein Effekt, der Gespräche erleichtert und den Austausch innerhalb der Gruppe fördert. Zusätzlich stärkt die Begegnung soziale Verbundenheit und kann Einsamkeit, depressive Verstimmung oder innere Anspannung reduzieren. Der Hund wirkt dabei als „sozialer Katalysator“.
Mit der Erweiterung seines Angebots setzt das Zentrum für Schmerztherapie des St. Elisabethen Krankenhauses auf einen modernen, ganzheitlichen Ansatz, der körperliche, psychische und soziale Aspekte der Schmerzbewältigung gleichermaßen berücksichtigt.
Kontakt
Professor Dr. Peter Osswald
Ärztlicher Leiter Schmerzzentrum
T 069 7939-7200
schmerztherapie-frankfurt@artemed.de















